Chronischer Schmerz
Auf dieser Seite geht es um chronische Schmerzen. Darunter versteht man Schmerzen, die nach einer akuten Phase (Verletzung, Erkrankung, Operation) über den zu erwartenden Heilungsprozess hinaus anhalten. Dies ist ein eigener Krankheitsstatus dem erstmals 1953 mit einer auf Schmerzen spezialisierten Klinik die entsprechende Bedeutung beigemessen wurde.
Die Erforschung dieses Krankheitsbildes zeigte, dass vielfältige Faktoren an der Chronifizierung des Schmerzes beteiligt sind und sowohl bio-medizinische, psychologische als auch soziale Aspekte gleichzeitig berücksichtigt werden müssen. Beim Ausbilden eines chronischen Schmerzes fließen also neben den körperlichen Faktoren (z.B. Genetik, Biologie) auch die Psyche und soziale Faktoren (wie z.B. Familie, Freunde, sozialer Rang in der Gesellschaft) mit ein. Dies geschieht in einem komplexen und sich wechselseitig bedingenden Ablauf.
Vereinfacht dargestellt spielen u.a. folgende Faktoren und Beispiele eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer chronischen Schmerzerkrankung:
Bio-Medizinische Faktoren
- Überlastung von körperlichen Strukturen durch einseitige Körperhaltung oder häufige Wiederholung von Bewegungen
- Erhöhte Schmerzempfindlichkeit durch verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen
Soziale Faktoren
- Permanente Alltagsbelastungen und Konflikte in Beruf und Familie sind eine enorme Stressquelle, die häufig mit erhöhter Muskelspannung verbunden ist.
Psychologische Faktoren
- depressive Stimmungslage
- ungünstige Schmerzbewältigung
Diese Faktoren können verantwortlich sein für
chronischen Schmerz
Welcher Mensch eher zu einer Chronifizierung neigt, lässt sich am besten anhand psychologischer Risikofaktoren vorhersagen: bei mehr als 80% der Patienten, die chronische Schmerzen entwickelten (und nicht mehr an den Arbeitsplatz zurückkehrten) zeigte sich
Formen der Schmerzbewältigung
Was ist unter einer ungünstigen Form der Schmerzbewältigung zu verstehen?
Nehmen wir mal folgende Situation als Beispiel: Frau S. möchte sich für die Hochzeit eines befreundeten Paares ein Kleid selbst nähen. Das Nähen ist ihr Hobby, sie hat Freude daran und ist dabei sehr kreativ. Eine wunderbare Gelegenheit sich mal wieder etwas zu nähen. Zu Beginn der Näharbeiten steht sie sehr häufig vornüber gebeugt über dem Tisch um das Nahtmuster vom Schnittbogen zu übertragen und anschließend die Teile auf dem Stoff mit Schneiderkreide einzuzeichnen. Durch Stress auf der Arbeit und einigen privaten Verpflichtungen ist die Näharbeit lange liegen geblieben und die Hochzeit rückt immer näher. Beim Übertragen des Schnittbogens auf die letzten Teile bemerkt Frau S. immer wieder einen Schmerz im unteren Rücken, der nicht mehr so richtig weggehen will…
Folgende Gedanken und Verhaltensweisen sind denkbar:
Variante 1 und 2 sind beide von Durchhaltestrategien geprägt. Bei Variante 2 herrscht gleichzeitig eher eine positive Stimmung, bei Variante 1 eine gereizte bis hin zur depressiven Stimmung. Bei Beispiel 3 werden die Schmerzen als etwas Bedrohliches erlebt, was Angst auslöst und zu Schonung und Vermeidung von Bewegung führt.
Oft zeigen Menschen unterschiedliche Formen der Schmerzbewältigung. Tagsüber halten sie im Beruf tapfer durch um sich abends dann zu schonen. Darunter leiden auch soziale Kontakte: der Schmerzgeplagte zieht sich mehr und mehr zurück. Damit fällt gleichzeitig auch eine Möglichkeit weg, die zur Entspannung und Erholung beitragen könnte. Darüber kann Unzufriedenheit entstehen, das verursacht Stress, Stress erhöht die Muskelspannung, eine erhöhte Muskelspannung verstärkt den Schmerz und der Mensch muss sich bei der Arbeit noch mehr zusammenreißen um durchzuhalten und zu Hause noch mehr schonen. Damit ist der Schmerzteufelskreis perfekt. Das alles sind ungünstige Formen der Schmerzbewältigung.
Wie im 4. Verhaltensbeispiel angedeutet, kann Schmerz auch als Signal für Überforderung genutzt werden und eine Pause eingelegt werden. Eine günstigere Form der Schmerzbewältigung ist ein flexibler Umgang mit Schonung und Belastung.
Schmerztherapie
Eine erfolgreiche Schmerztherapie sollte alle einflussnehmenden Faktoren aufgreifen. Genau dieses Konzept wird in der multimodalen Schmerztherapie verfolgt:
Inzwischen sind Entspannungstherapien in der Behandlung von chronischen Schmerzen nicht mehr wegzudenken. Dies hat auch seine wissenschaftliche Berechtigung: Kaum ein weiteres psychotherapeutisches Behandlungsangebot ist so gut untersucht und seine Wirksamkeit so gut belegt wie das der Entspannungsverfahren.
Warum hilft Entspannung überhaupt?
Entspannung kann dabei auf vielerlei Arten erfolgen. Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für psychologische Schmerztherapie und -Forschung e.V. DGPSF sind mehrere Entspannungsverfahren vorgestellt, die erfolgreich bei Schmerzpatienten zum Einsatz kommen. Hier wird auch die Wirksamkeit von Hypnose, Selbsthypnose und Imagination erklärt.